Ich weiss nicht, wie Sie darüber denken, aber Quotenfrau zu sein hat schon was skurriles. Für mich bedeutet es auf Grund meines Geschlechtes ausgewählt zu sein und nicht, weil die Firma oder der Chef davon überzeugt ist, dass ich die beste Wahl bin.

Ob mir das passiert ist? Ja tatsächlich. In einem Grosskonzern wurde ich in den «executive level» befördert und mit einer teuren Ausbildung belohnt und das weil ich eine Frau bin. Natürlich war es erstmal super, aber es hatte einen fahlen Beigeschmack, denn ich fragte mich, ob ich es wirklich verdient hätte. Ich selbst glaubte daran, jedoch hatte ich das Gefühl, als ob ich für die Anderen einfach die Quotenfrau war oder bestenfalls ein Symbol, dass Frauen Hilfe brauchen in einer Gesellschaft, die die Gleichberechtigung nicht geschafft hat.

Erwiesen ist, dass in der Mehrzahl der europäischen Länder mehr Frauen als Männer ein Universitätsstudium abschließen. An der Ausbildung liegt es also nicht, dass wir Frauen diese Krücke benötigen würden. Trotzdem stoßen Frauen beim Erklimmen der Karriereleiter häufiger auf Hindernisse als Männer und sind in Führungspositionen unterrepräsentiert. Hilft da diese Quote? Nein sage ich, sie mag initial helfen aber nicht, um eine nachhaltige Veränderung zu erreichen!

Gemäss diversen Studien wissen wir, dass Frauen in Führungspositionen für Firmen ein Wettbewerbsvorteil darstellen. Eine Studie der Credit Suisse postuliert eine positive Wirkung von gemischten Entscheidungsgremien in Geschäftsleitung und Verwaltungsrat. Alles scheint klar zu sein. Na dann, Firmen – ran an die Frau! Ihr Frauen – schnappt euch die Karrierejobs! Jedoch, was macht es so schwer?

Nicht der Führungsstil der Frauen ist so anders, es sind die Erwartungen daran.

Das Wollen wird den Frauen verdammt schwer gemacht. Es geht mir hier nicht um Themen wie die fehlende Flexibilität des Arbeitgebers zu Arbeitszeit, work@home oder Kinderkrippen obwohl das gewichtige Faktoren sind. Es geht darum, dass Gleiches nicht gleich beurteilt wird. Solange die Rollenerwartung an Frauen und Männer auseinanderliegen, werden weibliche und männliche Führungspersonen unterschiedlich wahrgenommen und beurteilt.
Mann darf laut sein, stur, dominant, selbstsicher und im Beruf aufgehen. Frau ist dann gleich vorlaut, weiss nicht was sie will, verliert die Nerven, ist herrisch und vernachlässigt die Kinder. Diese Unterschiede lassen sich dadurch erklären, dass die Rolle «Führungskraft» mehr mit den Vorstellungen an den typischen Mann als an die typische Frau gemein hat. Von einem Mann wird als Chef quasi erwartet, dass er Macht ausübt, bei einer Frau ist das suspekt. Erschwerend kommt dazu, dass die Frauen, die sich auf den Karriereweg machen, die meist männlich geprägten inoffiziellen Spielregeln nicht kennen. Ihnen fehlt vielfach das strategische Netzwerk und dadurch die Sichtbarkeit. Solche unterschiedlichen Voraussetzungen und Erwartungen sind Stolpersteine auf dem Weg nach oben oder veranlassen weibliche Führungskräfte den eingeschlagenen Weg wieder zu verlassen. Wie Petra Bock so schön in ihrem Buch Mindfuck Job beschrieben hat, blockieren sich Frauen selbst durch verinnerlichte geschlechtsspezifische Denkmuster: «Da ist vor allem die Tendenz, die eigenen Interessen hinter die anderen Menschen zu stellen, zum Beispiel von Kollegen, Chefs, Mitarbeitern, Partnern oder der Kinder bzw. der Eltern. Oder die Neigung, Aggressionen wegzudrücken und mütterliche Verhaltensweisen an den Tag zu legen… » Mangelndes Selbstbewusstsein, schlechte Selbstdarstellung und fehlende Durchsetzungsfähigkeit sind dann die häufigsten Vorwürfe an weibliche Führungskräfte. Wenn wir jedoch ehrlich zu uns sind, wissen wir, dass Führen eine Frage der Persönlichkeit ist, nicht des Geschlechts.

Durch das Bilden eines tragfähigen Netzwerkes mit starken Persönlichkeiten und Rückhalt von Vorgesetzten und Schlüsselpersonen ist schon viel erreicht. Der Erfolg hängt stark davon ab, wie Frau die Erwartungen zielführend vereinbaren kann und die Unterschiede zwischen Führungsrolle und Frauenrolle nutzt, um Handlungsmöglichkeiten zu vervielfachen. Erfolgreiche Frauen in Führungspositionen haben gelernt, nicht alles verstehen zu müssen, Widersprüche und Gegensätze auszuhalten, sich im Spannungsfeld von Erwartungen und eigenen Werten klar zu positionieren. Und sie erlauben sich Spass dabei zu haben! Dies geht nicht von heute auf morgen und auch nicht alleine.

Sind Sie Firmeninhaber, Geschäftsleiter, Abteilungsleiter? Dann empfehle ich Ihnen: Beginnen Sie jetzt schon, junge Frauen mit Potenzial zu coachen, ihnen wichtige Projekte zu übertragen! Stellen Sie ihren heutigen Führungsfrauen einen Coach an die Seite, der sich mit diesen Themen auskennt. Sie werden erstaunt sein, wie gut das ihrem Geschäft tut.

Sind Sie eine Frau mit Ambitionen? Dann empfehle ich Ihnen: Fangen Sie heute an zu netzwerken, tun Sie sich mit anderen zusammen um Feedback zu erhalten. Spielen Sie ihre Stärken aus und haben Sie den Mut auch Fehler zu machen. Vor allem gönnen Sie sich Spass, einfach weil Sie es sich wert sind.

Fühlen Sie sich als Firma oder Frau angesprochen oder haben Sie weiterführende Fragen zu diesem Thema? Gerne unterstütze ich Sie zu diesem Thema als Ihr Coach.